Ein Tag im Wald
Unser Tagesablauf:
➡ Wir
(zwei Erzieherinnen aus unserem Team von vier ausgebildeten Erzieherinnen) treffen uns jeden Morgen
ab 8:00 Uhr auf unserem Wald-Start-Platz dem "Hügelplatz".
Der befindet sich ein kurzes Stück den rechten geteerten
Waldweg hinauf von der Straßenecke Am Pilgerrain/Am
Baumgarten. Dort erwarten und begrüßen wir unsere nach und
nach ankommenden 20 Waldkinder im Alter zwischen 3
bis 6 Jahren.
➡ Alle Kinder sind mit wetterfester Kleidung und Rucksäcken
(in denen sich
eine Isomatte, ein nasser Waschlappen, ein zuckerfreies Frühstück und
eine Trinkflasche befinden) ausgestattet. Wir Erzieherinnen tragen in unseren Rucksäcken
eine Erste-Hilfe-Tasche, Handy,
Ersatzkleidung, Schüsseln, Werkzeuge, Schnitzmesser und je
nach Jahreszeit und Witterung auch Seile,
Wolle mit Strickgabeln, eine Hängematte und je nach Angebot
Stifte, Wasserfarben, Papier sowie andere Materialien. An
starken Regentagen nehmen wir außerdem eine Regenplane mit
in den Wald.
➡ Schnell
haben die ankommenden Kinder einen beliebten Spielort am
"Hügelplatz" gefunden. Dort kullern Groß und Klein gerne im
Wechsel den kleinen Hang hinunter, spielen an Baumstümpfen
"Kleine Männchen" oder nutzen das vorhandene Waldmaterial
für ihre individuellen Spielbedürfnisse und für ihre fantasievollen
Rollenspiele. Während die Kinder den Ort nutzen, um erste Kontakte aufzunehmen und
sich überlegen, wer mit wem was spielt, haben wir Erwachsenen die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch zwischen „Eiche und Buche“.
➡ Um 8:30 Uhr ertönt der Ruf
"1-2-3 kommt herbei„. Die Kinder haben sich bereits von
ihren Eltern verabschiedet und nun treffen wir uns alle im Morgenkreis: Unser gemeinsamer Waldtag beginnt.
➡ Wir begrüßen uns und den Tag mit dem Lied „Guten Morgen liebe Sonne“ und umarmen uns im Anschluss herzlich.
Dann zählt ein Kind die Kinder im Kreis, damit wir herausfinden wie viele Kinder heute fehlen und wer das wohl ist.
Gemeinsam überlegen wir uns einen passenden Waldplatz für
den Tag.
➡ Die Auswahl des Spielortes ist wetter- und themenabhängig. Bei Wind und starkem Regen bevorzugen wir
zum Beispiel Plätze unter Fichten, da wir dort geschützter sind
und bei Schnee gehen wir auf einen unserer Rodelplätze.
Viele Plätze stehen zur Auswahl. Jeden Tag wird ein anderer Platz aus Gründen des Waldschutzes besucht. Der Waldboden leidet, wenn eine Kindergruppe mehrere Tage
hintereinander an einem Spielort ist.
➡ Bei Sturmböen (die der örtliche Wetterdienst als bedenklich
einstuft) und bei Orkanböen (wegen der Astabbruchgefahr
manchmal auch noch einige Tage im Anschluß) meiden wir den
Wald komplett. Dann treffen wir uns bereits zwischen 8:00
Uhr und 8:30 Uhr in unserer Wohnung dem "Kobel". Dort
beginnen wir unseren Tag ebenfalls mit einem Morgenkreis und
können je nach Wetterlage nach dem Frühstück einen
Spielplatz im Wohngebiet oder die Feldwege aufsuchen.
➡ Anschließend singen wir das „Hallo-Lied“, bei dem jedes Kind
einzeln mit seinem Namen freudig begrüßt wird. In
Kombination dazu, wird eine kleine Aufgabe für diesen Morgen
überlegt, zum Beispiel in die Mitte des Kreises hüpfen, so
alt wie man ist, oder seinen Namen in Silben klatschen.
➡ Danach singen wir noch weitere Lieder,
machen ein Fingerspiel oder spielen ein Kreisspiel. Diese ergeben sich aus den aktuellen Themen der Gruppe und den Jahreszeiten und verändern sich entsprechend.
➡ Nun
setzen alle ihre Rucksäcke auf und wir machen uns auf den
Weg zum besprochenen Waldplatz.
➡ Auf diesem Weg, der unterschiedlich lang
ist, kommen wir langsam voran, da es viel zu entdecken gibt:
Zum Beispiel eine Nacktschnecke, die über den Weg kriecht; ein Buschwindröschen, das seine Blüte der Sonne entgegenstreckt oder ein Baumstamm, der zum Balancieren einlädt.
➡ Neben Wettrennen, die von den Kindern durchgeführt werden, ist dies auch die Zeit, in der ein intensiver Austausch innerhalb der Kindergruppe stattfindet.
➡ Manchmal kommen
wir am „Geschichtenbaum“ vorbei. Um diese große, mächtige Buche setzten sich alle Kinder und erwarten eine Geschichte „Von der kleinen Rotbuche“ die aus ihrem aufregenden Leben berichtet. Dann geht’s weiter.
➡ An unserem Ziel angekommen, stellen sich die Kinder in einem Kreis auf und setzen ihre Rucksäcke ab. Nun beginnt die „Stille-Zeit“. Die Kinder schließen für 2-3 Minuten die Augen und horchen in den Wald hinein. Im Anschluss erzählen wir uns, was
wir gehört haben.
➡ Dies ist eine Zeit zum Innehalten und ruhig werden, nach dem bewegungsreichem Hinweg.
➡ Die Kinder lernen akustische Veränderungen und Vielfalt wahrzunehmen, zu unterscheiden und zu verbalisieren.
➡ Jetzt startet die erste Freispielzeit, in der die Kinder ohne die mitgebrachten Materialien spielen. Die Kinder verteilen sich in verblüffender Geschwindigkeit in alle Himmelsrichtungen. Aber immer in
Sicht- und Hörweite der
Erzieherinnen.
➡ Pünktlich um 10:00 Uhr knurren die ersten Kindermägen und der allbekannte Ruf erklingt im Wald
"1-2-3 kommt herbei". Die Frühstückszeit beginnt. Alle Kinder packen ihre Sitzmatten aus, setzen sich darauf, waschen sich ihre Hände und wir wünschen uns einen „Guten Appetit“ mit dem Tischspruch „Erde, die uns dies gebracht“. In Gesprächen vertieft verspeisen die Kinder ihr gesundes Frühstück.
➡ Wenn die ersten 3 Kinder mit frühstücken fertig sind, können sie leise einpacken und spielen gehen.
➡ In
der zweiten Freispielzeit besteht für alle die Möglichkeit, sich die mitgebrachten Materialien auszuleihen. Viele verschiedene Spielgruppen bilden sich, die untereinander Kontakt halten. An der Wurzel haben sich 4 Kinder getroffen, die zusammen Dinosaurier spielen; ein Stück weiter entfernt wird hinter einem Busch eine Zirkusvorstellung vorbereitet; an dem Baumstamm sind Vater und Mutter Löwe dabei, ihren Baby-Löwen zu füttern und zu versorgen.
➡ Viele intensive, phantasievolle und kreative Spielideen entstehen, die auch andere Kinder interessieren. So ist ein reger Austausch zwischen den Gruppen gegeben.
➡ Es finden in dieser Zeit auch angeleitete Aktivitäten statt, wie zum Beispiel Seilspringen, Schnitzen,
Werkeln, mit Wolle arbeiten, Malen oder Gruppenspiele, die von einer Erzieherin betreut werden.
➡ Nach einer guten Stunde beendet die Geschichtenzeit die Freispielzeit. Alle Kinder setzen sich auf den Boden und hören sich die mitgebrachte Geschichte an.
Es werden Bilderbücher oder Märchen ausgewählt, die zur
Jahreszeit oder dem Thema in der Gruppe passen. Sie werden
in einem Rhythmus von 14 Tagen vorgelesen, um dem Bedürfnis
nach Wiederholung, welches im Kindergartenalter sehr hoch
ist, zu entsprechen. Manchmal werden Märchen im Laufe dieser
zwei Wochen sogar nachgespielt. Entweder besetzen die Kinder die
Rollen der Akteure oder es werden Figuren dazu benutzt, aus
Filz gestaltete Figuren oder von den Kindern selbst aus
Naturmaterialien gestaltete Figuren und deren Kulissen.
➡ Der
Vormittag im Wald neigt sich dem Ende zu. Alle setzen ihren Rucksack auf und wir laufen zügig zum
Waldrand am Pilgerrain. Dort stellen wir uns im Kreis auf,
besprechen kurz den nächsten Kindergartentag und singen unser Abschlusslied “Alle Leut’“ oder "Heute war ein
schöner Tag".
➡ Von
dort aus laufen wir in Zweier-Reihe (ein älteres Kind nimmt
ein jüngeres Kind an der Hand) durch das Wohngebiet und auf
Feldwegen zu unserer Wohnung dem "Kobel". Dort werden
Kinder, die an diesem Tag nicht mit zu Mittag essen, von
ihren Eltern um 13 Uhr im Vorgarten der Wohnung abgeholt.
➡ Die Kinder, die an diesem Tag zum Mittagessen angemeldet sind, gehen in den Kobel. Dort ziehen sich die Kinder ihre Waldsachen aus, dafür hat jedes Kind im Keller einen eigenen Gardarobenharken mit Bank und einem Fach für Schuhe und Mütze. Alle gehen danach auf Toilette und waschen ihre Hände gründlich mit Seife. Dann wird der Tisch gedeckt und nach unserem Tischspruch "Jedes Tierlein hat sein Essen" gemeinsam zu Mittag gegessen. Nach der Nachspeise, die meistens aus Obst oder einm Fruchtquark besteht, können die Kinder in der Wohnung am Tisch Malen, auf dem Teppich Bauen, oder auf unserem Sofa sich ein Bilderbuch anschauen. Der Kindergartentag endet um 15 Uhr.